Einmal Ostsee und wieder retour
Wir wollen unsere Ausrüstung testen, die ab September den Weg bis nach Marokko überleben soll. Das unbekannte Land Deutschland ist in der Nähe und will von uns entdeckt werden. Einmal an die Ostsee und retour – das sollte in 10 Tagen doch machbar sein. Natürlich nicht nur mit Muskelkraft – es ist Sommer 2022 und auch wir werden das 9-Euro Ticket ausgiebig nutzen. It´s called TRAINpacking.

Volle Züge und wunderschöne Landschaften
Unsere Vorstellung war Rad zu fahren und mittags eine gemütliche Pause im Zug zu machen, um wieder genug Energie zu tanken. Das mit der stressfreien Mittagspause wollte nur nicht immer funktionieren. Die Züge bei den Deutschen Bahnen waren somit fast immer Rammel voll. Und mit unseren Rädern benötigten wir nunmal ein bisschen mehr Platz. Aber auch in überfüllten Zügen kommt man ans Ziel. Und das Ziel beeindruckte, nein, brachte uns immer zum Staunen. Deutschland ist wunderschön.
Die erste Nacht im Zelt
Die Suche nach dem richtigen Schlafplatz beschäftigt uns beinahe den ganzen Tag. Und ist der Abend einmal da, muss auch der Schlafplatz in unmittelbarer Nähe sein. In der Abenddämmerung wird noch gekocht. Meist Couscous, denn man muss ja Gas sparen, weil mehr Gasverbrauch -> mehr Gepäck, mehr Gepäck -> langsameres Radfahren und dass kommt uns nicht in die Tüte (=dt. für Sackerl). Sind wir mal gesättigt, gehts zum Zeltplatz, den wir uns schon ausgewählt haben. Markus und ich haben jeweils einzeln Nächte im Zelt auf unseren Bikepacking-Touren verbracht, zu zweit jedoch noch nie. Beim Zeltaufbau gibt Markus den Takt an und ist es einmal aufgebaut, schlafen wir auch gleich ein. Schön ist’s morgens (Markus wacht um Punkt 5:38 Uhr ohne Wecker auf) vom Tag geweckt zu werden und nach dem Zusammenpacken bei Menschenleere Kilometer zu machen.
Next stop: Sächsische Schweiz, Spreewald, Berlin
Der Zug bringt uns immer wieder einige Kilometer gen Norden und so können wir im Eiltempo die verschiedenen Regionen Deutschlands erkunden. Die Elbe hinunter zur Sächsischen Schweiz und durch den Spreewald lassen wir es uns aber nicht nehmen, die wunderschönen Radwege zu befahren. Nebenbei lernen wir immer wieder nette Leute kennen, die uns Anregungen für die Weiterreise geben oder ihre Gastfreundschaft anbieten. Doch auch für uns gehts weiter, in Berlin angekommen, nehmen wir den Zug rauf nach Rügen – unser erstes Zwischenziel.

Endlich das Ziel erreicht: die Ostsee
Ganz ungewöhnlich. Es ist saukalt. Und es regnet. Ein wenig verzweifelt stehen wir um acht Uhr abends am Bahnhof von Lauterbach und wissen nicht recht wo wir heute schlafen sollen. Das Zelt im Regen aufzubauen ohne es innen nass zu machen, können wir noch nicht – sollten wir vielleicht lernen. Doch auch das Grübeln bringt nichts, lieber den Magen befüllen. Und siehe da – der Regen hat aufgehört und die Sonne blinzelt schon wieder durch die Wolken hindurch.
Heutiger Plan: In keinen Zug einsteigen
Durch schöne kleine Dörfer fahren wir bis an den südlichsten Zipfel von Rügen. Dadurch, dass wir (Markus) so früh aufwach(t)en, sind wir morgens gefühlt ganz alleine auf der Insel unterwegs. Nachmittags nehmen wir dann wegen eines gut gemeinten Expertentipps einen Wanderweg direkt an der Küstee. Doch die Aussicht, die wir für die Strapazen bekommen, lohnt sich allemal.

Letzte Nacht auf Rügen
Der Vortag hat uns gut getan, wir hatten den ganzen Tag Zeit Rad zu fahren und mussten uns nicht in vollen Zügen drängen. Entspannt geht es zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Irgend so ein Dude hat uns im Zug erklärt: „Hier müsst ihr unbedingt hin – dort gibt’s die besten Strände! Ach, wenn ich auch so ein Bikepacker wär, wie ihr, würd ich dort am Strand sogar schlafen!“ Gesagt, getan – oder?

Der Strand ist wunderschön. Und auch für uns gibt es ein Plätzchen, das wir uns fürs Schlafen auserwählt haben. Wär da nicht der eine Helikopter gekommen, der nach Sonnenuntergang langsam über uns flog. Ich war dann nicht mehr ganz entspannt. Keep the story short: Wir sind ‚geflüchtet‘, 20 km weiter, raus aus dem Nationalpark, und hatten dort eine ruhige Nacht.
Fazit
Auch wenn die Deutsche Bahn nicht die Pünktlichste ist, sind wir froh, dass wir mit dem 9-Euro Ticket unser schönes Nachbarland Deutschland entdecken durften. Aja und unser Set-up, das wird minimal verändert, denn für Essen braucht man nun Mal viel Platz. Und wir zwei werden auch den Weg nach Marokko miteinander schaffen.
Liebe Grüße von euren verfressenden Bikepackern
Andrea & Markus