Life is better on a bicycle – aber wie sieht so ein Leben aus?
Also von Anfang an. Markus wacht um Punkt 5:38 Uhr auf, ich kurze Zeit später. Dann werden unsere Sachen gepackt, das nimmt einige Zeit in Anspruch. Durchschnittlich brauchen wir dafür eine Stunde. Markus ist für das Zelt verantwortlich, er mag‘s gerne ordentlich und kann das Zusammenpacken auch besser. Ich bin in dieser Zeit sowieso damit beschäftigt meine Taschen zu packen und am Rad zu befestigen. Wenn dann alle soweit sind, werden die ersten Kilometer geradelt. Darauf folgt die erste Pause – Frühstück! Je nachdem was wir am Vortag in den Supermärkten ergattern konnten, oder ob schon ein Geschäft am Weg lag, fällt dies mehr oder weniger üppig aus. Dann wieder in den Sattel, die nächsten Kilometer bis entweder ein schöner Pausenplatz wartet oder der Körper es verlangt. Die zurückgelegte Strecke spielt dabei wenig Rolle – Tagesziele haben wir keine und wir müssen auch abends nirgendwo sein. Meist ist es der Hunger, der uns zum Pausieren verleitet. Gegessen wird bei jeder Gelegenheit, auch zwischendurch am Rad. Als Vollzeit-Radfahrer muss man dem Körper natürlich kontinuierlich genug Energie bereitstellen. Abends gibt es dann meist ein warmes Essen, das wir mit unserem Gaskocher zubereiten. Dadurch, dass aber das Gas begrenzt ist, kochen wir meist nur Wasser und quellen Couscous auf. Dazu gibts Tomatenmark, Tomatensoße oder Tomaten.
Zeltplatzsuche
Bevor wir es uns dann im Zelt gemütlich machen können, muss zuvor ein Schlafplatz gesucht werden. Diese Frage beschäftigt uns meist den ganzen Tag. Wenn wir Glück haben gibt es einen schönen öffentlichen Biwakplatz oder einen netten Grundstückseigentümer der seine Wiese auf 1nitetent oder auf Nachfrage bereitstellt. Und einmal pro Woche gönnen wir uns auch den Luxus eines echten Bettes. Das brauchen wir auch wirklich. Nach einer Woche Abenteuern und neuen Eindrücken tut so ein Tag „Normalität“ ganz gut und überhaupt können wir uns in Unterkünften wieder ordentlich kultivieren. Wann indoor übernachtet wird werden wir auch je nach Wetterlage entscheiden. Falls es uns in den Bergen zu kalt sein wird, werden wir hier öfter eine „g’scheite“ Schlafmöglichkeit suchen.
Iiiih da stinkt’s
Um nicht unangenehm wahrgenommen zu werden, waschen wir bei jeder Gelegenheit unsere Kleidung. Das Nasse wird dann auf unserer Arschrakete befestigt und trocknet beim Fahren. Unseren Körper schmeißen wir meist in Gewässer, da wir nicht immer den Zugang zu einer Dusche haben. Einen Deospray haben wir nicht mit, deshalb könnte es schon möglich sein, dass die eine oder andere im Supermarkt die Nase verzieht, wenn wir an ihr vorbeigehen.
Wir beide haben jeweils drei Wasserflaschen mit. Also ca. 2,5l pro Person. Diese füllen wir prinzipiell bei jeder Möglichkeit auf, denn durchschnittlich brauchen wir (vorwiegend Markus) weit mehr als das. Abends müssen unsere Tanks sowieso voll sein; für Kochen, Zähneputzen und die ersten Kilometer am nächsten Tag. Wassernot hatten wir noch nie. In den europäischen Ländern ist die Dichte an Supermärkten so hoch, dass wir, wenn wir kein öffentliche Toilette finden, uns einfach dort mit Wasser eindecken.
Apropos Toilette – öffentliche Anlagen und jedes Gebüsch wird dafür genutzt. Der Klopapiervorrat muss nur ausreichend hoch sein.
Schlaf, mein Radfahrer, schlaf ein,…
Wenn das Zelt aufgebaut ist, die Zähne geputzt und die Räder abgesperrt sind, können wir beruhigt einschlafen. Bei mir dauert das ungefähr 2 Sekunden, Markus nutzt Ohropax. Zu „Bett“ gehen wir bei Abenddämmerung, da kann es schon passieren, dass Wildtiere in unmittelbarer Nähe vorbei zischen. Auf unseren Luftmatratzen schlafen wir ziemlich gut – besser wie in manche Betten. Und der Schlafsack sorgt für kuschelig angenehme Wärme. Zumindest, wenn auch die Außentemperaturen stimmen. Bei Nässe und Kälte ist es unangenehm im Zelt zu schlafen, da wacht Markus meist stündlich auf. Gerädert sind wir morgens nicht. Den Schlaf, den wir bekommen, nutzt unser Körper optimal zur Regeneration.
Auch wenn wir es beide anfangs nicht dachten, schlafen wir unheimlich gerne im Zelt. Es gefällt uns, nach dem Rhythmus der Natur zu leben und genießen die Ruhe. Tagsüber bekommen wir beim Radfahren unseren Kopf frei und verarbeiten die neuen Eindrücke. Das Leben auf dem Rad ist wirklich wunderbar!