Hinein ins Abenteuer – die erste Woche (29.08-04.09)

05. Sep 2022 | mit dem FAHRRAD

Vor mehr als einer Woche sind wir gestartet und haben euch einiges zu berichten:

Wir halten jeden Gestank aus

Am ersten Tag unseres Abenteuer verlief alles nach Plan. Wir radelten, nachdem wir mit dem Zug in Spittal an der Drau angekommen sind, die Drau bis es Dunkel wurde entlang, um am Campingplatz zu schlafen. Nach 1 1/2 Tage erreichten wir die Staatsgrenze zu Italien, geändert hat sich aber nichts. Alle sprechen noch immer Deutsch und aus den Bergen ist kein Flachland geworden. Südtirol ist schön und der Pragser Wildsee (das Endziel des zweiten Tages) ebenso. Abends am Schlafplatz angekommen wollten wir nach dem Aufstieg nur noch schlafen, aber das Glück war nicht unbedingt auf unsrer Seite. Das Gewitter, das laut Wetterbericht ab 22 Uhr gering ausfallen sollte, überaschte uns mit einem Dauerregen. Das wussten wir zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht. So warteten und warteten wir ab und hofften, dass der Regen schwächer wird. Das passierte natürlich nicht. Anstatt schwächer zu werden bildete sich neben uns schon kleine Flüsse. 

Uns war kalt. Sau kalt. Ein anderer Plan musste her. Die einzige für uns sinnvolle Möglichkeit, die wir hatten, war uns mit Sack und Pack in die zwei Plumpsklos am unteren Wegesrand unterzustellen. Es regnete weiterhin in Strömen und wir wurden am Weg zu den Plumpsklos nochmals richtig nass. Jedoch waren wir heilfroh etwas Trockenes gefunden zu haben. An den üblen Geruch mussten wir uns erst einmal gewohnen. Aber wie gesagt, auch diesen Gestank haben wir ausgehalten, Erstunken ist schließlich noch niemand.

Wo schlafen wir jetzt?

Leider waren die Toiletten zu winzig um hier eine annehmbare Schlafgelegenheit zu schaffen. Plan C war das Zelt sobald es zu regnen aufhört neben den Toiletten aufzustellen. Dieser klappte dann auch eine gefühlte Ewigkeit später. Als das Zelt stand, fing der Regen wieder an – wir mussten uns nochmal im Plumpsklo vor Nässe schützen. Nach einer weiteren halben Stunde gaben wir auf und suchten so schnell wie möglich im Zelt Unterschlupf. Trotz des prasselnden lauten Regens schliefen wir im Zelt gut, denn wir waren hundsmüde. Am nächsten Morgen regnete es nicht mehr – Gottseidank!

Tag drei und vier

Am vierten Morgen erreichten wir Bozen, unser erstes größeres Ziel. Und davor mussten wir eine Entscheidung treffen. Soll es rauf in die Berge oder gemütlich runter zum Gardasee gehen? Markus und ich hatten unterschiedliche Wünsche und im Nachhinein gesehen bin ich froh, dass wir nicht das Stilfser Joch (einer der höchsten alpinen Pässe, 25 km mit fast 2.000 hm) mit unserem Rad inklusive Gepäck gefahren sind. Und im Süden zwischen den Weingärten zu radeln ist fantastisch. So ergibt es sich auch, dass wir mit Vincent, einem deutschen Radreisenden unter Weinreben schlafen.

Ciao bella Italia!

Und apropos: Berge gibt es überall, so fuhren wir am fünften Tag über einen Pass zum Gardasee, wo wir die Seele baumeln ließen. Den netten Andrea lernten wir über die Plattform warmshowers kennen. Er teilte mit uns seine Geschichten, Tipps und seine Wohnung für die Nacht. Erst jetzt in der Lombardei fühlt es sich wie Ausland an. Die Landschaft ist südländisch und die Leute sprechen nicht mehr deutsch. Wir verständigen uns mit „Non parlo italiano – inglese? Non capisco.“ Und auch wenn die Italiener/-innen nur auf italienisch zurückreden, irgendwie kann man sich immer verständigen. Und wenns gar nicht funktioniert, muss eben Google Translate her. Wir mögen den südländischen Flair, die Melodie von italienisch sprechenden Menschen und das Essen! Uns geht es wirklich gut hier.

Wir haben die Routine gefunden

An den weiteren zwei Tagen sind wir meist Bundesstraße gefahren, hier konnten wir ordentlich Kilometer machen. Über 220 km hatten wir nach den zwei Tagen in den Beinen, sahen schöne Städte wie Bergamo, machten Pause an Seen, die wahrscheinlich nicht zum Baden gedachten waren (wir taten es aber trotzdem) und konnten italienische klassische Musik bei einer kurzen Abendpause genießen. Wir sind nun im Flow (=Schwung) und freuen uns auf viele weitere Radtage. Aktuell befinden wir uns beim Lago di Comabbio (See) das liegt links oberhalb von Mailand. Unser Plan für die nächsten Tage ist weiter in Richtung Turin zu fahren. Und eins ist gewiss: Ihr hört wieder von uns!

Jobs fill your pockets. Adventures fill your soul – Jaime Lyn Beatty