Surfin USA auf marokkanisch – die achte Woche (17.-23.10)

24. Okt 2022 | Marokko, mit dem RUCKSACK

Warum wir genau an einen Strand von Essouira wollten, lässt sich leicht beantworten: wir wollen auf den Wellen des Atlantiks surfen.

Im Wasser

Die Wind- und Wellenbedingungen erlaubten uns gleich montags das Surfen zu probieren. In der Früh schnappten wir uns ein Surfboard, Alex, Josiah und den Engländer Elvis und gingen von unserer Unterkunft zum Strand. Die Drei können surfen und wollen uns mit ein paar Anweisungen das Surfen lernen. Wichtig ist: Zuerst ins Meer hinaus paddeln, sobald große Wellen kommen, mit dem Board umdrehen und weiter paddeln, damit wir den Punkt erwischen, an dem wir Geschwindigkeit durch die Kraft der Welle aufnehmen können. Zum Abschluss in einem Zug aufstehen und außerdem die Balance am Surfboard nicht verlieren. Ist doch easy. UNSER erster Schritt war jedoch Mal ein Gespür für das Board im Wasser zu bekommen. Nach drei Durchgängen von jeweils 10 bis 15 Minuten erahnte man bei Markus schon erste Anzeichen vom Aufstehem. Ich hingegen lag weiterhin am Board und paddelte wie wild im Wasser herum. Doch der Spaß kam bei beiden nicht zu kurz. Obwohl wir noch nicht richtig auf den Wellen reiten, nehmen uns die Wellen ein Stück weit Richtung Land mit und das bringt uns zum Lachen. Nach den ersten Versuchen ging es für uns auch schon wieder zurück ins Surfhouse. Wir sind müde vom Surfen und wollen unsere Kraftreserven auffüllen, um nachmittags erneut surfen zu gehen. Diesmal klappte es schon um einiges besser, Markus kann am Brett stehen und ich mache hin und wieder erste Anzeichen vom Aufstehen.

Das Dorf Ouassane 

Abends machte unsere ganze Clique (Alex, Josiah, Puppy, Elvis und wir) ein Lagerfeuer am Strand und genossen den letzten gemeinsamen Abend. Dienstag verließen die zwei Amerikaner, Alex und Josiah, mit Elvis das Surfhouse und zogen weiter in Richtung Süden. Wir nutzen die eingekehrte Ruhe zum Durchatmen – das 200 Einwohner/-innen Dörfchen Ouassane lädt herzlich dazu ein. Es liegt ein paar Kilometer weit von der Bundesstraße entfernt und hat einen ganz besonderen Charme. Esel laufen auf den Schotterstraßen herum und fressen aus den Müllkontainern. Kuhfladen geben eine bestimmte Duftnote ab, Hunde, Katzen und Hühner laufen neben dir. In den frühen Morgenstunden sehen wir jeden Tag drei Kamele und untertags treiben ein paar Hirten ihren Schafherden durch das Dorf. Im kleinem Lebensmittelgeschäft sitzt meist der circa 65-jährige Inhaber auf seinem Sessel, sieht fern und wartet auf Kunden. Zu kaufen gibt es dort von Fliegenklatsche (sehr nützlich, da durch die vielen Tiere auch viele Fliegen in der Luft sind) bis Teekanne alles zu kaufen. Unser täglicher Einkauf besteht meist aus ein bis zwei Kanistern Wasser, Brot, Couscous oder Nudeln und Gemüse. Den circa 65-jährigen Inhaber des Geschäfts haben wir beide ins Herz geschlossen, wir bekommen von ihm immer wieder Tee und köstliche Kekse angeboten.

Marokko: Surfen und Tajin

Am Mittwoch steht wieder Surfen auf der Tagesordnung. Nach dem Frühstück nehmen wir das Brett und laufen runter zum Meer. Die Abläufe des Surfens funktionierten schon immer besser. Markus hat sogar den Dreh herausgefunden und reitet Wellen und ich versuche vergebens die Balance am Board zu halten, aber dennoch kann ich schon am Board aufstehen. Und wie auch schon am ersten Surftag, es bereitet uns eine große Freude. Markus hat sogar soviel Freude am Surfen, dass er gegen Abend alleine eine Surfeinheit hinlegt. Genügend Zeit für mich, um uns ein Tajine zu kochen. Tajine ist das Nationalgericht hier in Marokko und besteht meist aus Gemüse und Fleisch. Für ein Tajine benötigte ich jegliche einen Lehmtopf, in dem ich das geschnitte Gemüse, Rosinen und Gewürze hineingebe und eine Stunde bei niedriger Temperatur vor sich hin suden lasse. Erklärt und gezeigt hat mir das Ganze Amine, der Besitzer des Surfhouses und ein leidenschaftlicher Tajinkoch. Nachdem ich meinen Surferboy (Markus) am Weg vom Strand zum Surfhouse aufgegabelt habe, tunkten wir mit Fladenbrot in die Tajinschüssel. Es war köstlich.

Flugbuchung

Durch das Paddeln im Meer, das Muskeln beansprucht, die wir ansonsten nie benutzen, spüren wir an Tagen nach dem Surfen, diese umsomehr. Ausgelaugt und geschafft sind wir, deshalb wollten wir donnerstags chillen. Doch leider war nicht soviel Zeit zum Chillen. Wir mussten uns Gedanken machen, was wir in den nächsten Tagen in Marokko noch erleben wollen und außerdem: der nächste Flug möchte gebucht werden. Markus studierte alle Fluglinien und suchte die beste Option heraus, um nach Asien zu gelangen. Am Ende des Tages buchten wir einen Flug nach Indien. Zwar stand Indien nicht zwingend auf unser Liste der zu bereisenden Länder, uninteressant finden wir dieses Land dennoch nicht. Ende Oktober werden wir in Afrika mit dem Flugzeug abheben und in Asien landen. Was uns wohl dort alles erwartet?

Keine Ahnung, aber im Moment sind wir noch in Marokko und es gibt noch viel zu entdecken. Als wir vor mehr als einer Woche angekommen sind, haben wir davon gesprochen im Atlasgebirge zu wandern und den Sternenhimmel in der Sahara zu bestaunen. Bis zu unserem Abflug sind es noch genau 10 Tage und manche Gebiete müssen unentdeckt bleiben, da die Zeit kurz ist. Markus ist von Marokko besonders angetan und spricht jetzt schon davon, wieder nach Marokko zurückzukommen. Das nächste Mal aber mit Rad.

Der Trubel in Marrakesch 

Am Freitag verließen wir in aller Früh (um den einzigen öffentlichen Bus direkt von Ouassane nach Essouira zu erwischen) unser geliebtes Surfhouse und nahmen einen Fernbus in die internationale Stadt Marrakesch. In den endlosen Gassen der Souks (=Basar, Märkte) werden wir von Verkäufern/-innen angesprochen, ob wir nicht bunte Fliesen, Teppiche oder Gewürze kaufen wollen. Und am großen Platz Jemaa el-Fina beobachten wir wie sich die Kobraschlangen nachmittags zu Oboenklängen bewegen und abends wird dort von Wüstenvölkern zu traditioneller Musik getanzt. Wenn wir uns raus auf die Straße begeben, dann mit offenen Augen und Ohren, um die Eindrücke aufzunehmen und kein Hindernis für andere Leute auf den schmalen Wegen zu sein. Durch die Straße wuzzelten sich Menschen, Tiere, Fuhrwerke mit Eseln, Maultiere oder Pferde und Mopeds, die meist voll beladen und sich den Weg durch die Menschenmassen hupend eröffnen wollen. Ziemlich wild und chaotisch ist es hier in Marrakesch im Vergleich zum abgelegenen Dörfchen Ouassane. Wir konnten dort zu Ruhe kommen und finden Marrakesch zu stressig für uns. Deshalb ziehen wir weiter.

Landleben

Um wieder mehr Stille in unseren Alltag zu bekommen nahmen wir am Samstag den regionale Bus ins Ourikatal, von wo uns dann ein kleinerer Bus (Minibus) rauf in die Berge brachte. Diese Minibusse werden vorwiegend von Einheimische benutzt und haben den Zweck, möglichst viele Leute in dem 18-Sitzer von Ort zu Ort zu befördern. Kurzzeitig saßen wir mit mindestens 20 Erwachsenen und 10 Schulkindern im Bus. Ziemlich eng und von Stille weit entfernt, jedoch für uns beide ein aufregendes Erlebnis. Alle paar hundert Meter halten wir, da entweder jemand ein oder aussteigen will. Koordiniert wird alles vom Beifahrer. Ständig steigt er aus und öffnet den Kofferraum, damit Reisende ein- und aussteigen können. Danach wird draußen meist heftig über die Bezahlung diskutiert. Fixpreise gibt es nicht. Wonach sich der Preis richtet, finden wir nicht ganz heraus. Jedenfalls hat sich für uns die Drei-Euro-Fahrt (für beide zusammen) ausgezahlt, wir könnten uns nach der Fahrt das Leben der Marrokaner besser vorstellen. Doch auch wenn wir mit Ortsansässigen unterwegs waren, am Endpunkt unserer Tour waren Touristen an jeder Ecke zu sehen. Ein einziger Wasserfall zog Touristen förmlich an. Uns ebenso, aber wir suchten danach wieder das Weite und gingen eine kaum zu befahrbare Bergstraße hinauf. Belohnt wurden wir mit einen wunderschönen Ausblick ins Tal.

Rauf ins Atlasgebirge 

Weil wir die Atmosphäre und den Ausblick so genossen haben, entschieden wir uns dafür die Bergstraße am nächsten Tag nochmal hoch und diesmal bis zum Ende der Straße zu wandern. Der Aufstieg war wie auch am Vortag anstrengend, doch hatten wir immer die angezuckerten Berge im Blick. Ein kurzes Stück nahm uns sogar ein Berber, das sind die Einheimischen in diesem Gebiet, in seinem Auto mit und konnten unseren Rücken vom schweren Schleppen der Rucksäcke entlasten. Nach der Ankunft in unserer Guite (= Berghütte) wurde uns gleich marokkanischer Whisky, so nennen die Marokkaner ihren Pfefferminztee, aufgetischt. Wir wollten jedoch wissen, wie das hinterste Berberdorf aussieht. Mit einem leichten Rucksack machten wir uns auf zum Dorf, das auf 1.800 Höhenmetern liegt. Umgeben von hohen Bergen leben und arbeiten dort schätzungsweise 200 Personen. Kindern, denen wir begebnen, grüßen uns mit „Bonjour“ und kichern anschließend. Warum wissen wir nicht, aber vielleicht sehen wir in ihren Augen lustig aus. Aber im Prinzip ist das Dorf mit meinem Heimatdorf Laussa vergleichbar. Jeder glaubt zwar, dass es hinterweltlerisch sei, ist es aber garnicht. Denn auch hier haben sie Smartphones.

Die Straße endet in diesem kleinen Dorf, jedoch gibt es noch einen Wanderweg rauf auf 3.200 Höhenmeter und runter ins andere Tal. Früher war dieser Wanderpfand der einzige Weg, um rüber zu kommen. Heutezutage gibt es am anderen Berg eine Passstraße. Kurzerhand entscheiden wir uns dafür am Montag diesen ehemaligen Pass ins andere Tal zu wandern. Wir sind gespannt was uns erwartet.